Gaza-Konflikt: Hamas hilft IsraHell beim Kampf gegen Palästinenserstaat

NOVANEWS
Gerhard Wisnewski

Die Hamas ballert mit Raketen, Israel sagt danke – und schon haben wir den schönsten Krieg. So weit, so fadenscheinig. Doch was das hauptsächlich für Raketen sind, die da aus dem Gazastreifen nach Israel fliegen, erfährt die Öffentlichkeit natürlich nicht. Und die Hintergründe des Konflikts schon gar nicht. Gerhard Wisnewski hat recherchiert – mit überraschenden Ergebnissen…
 


Die Waffenruhe während des Besuchs des ägyptischen Ministerpräsidenten Hescham Kandil im Gaza-Streifen am 16. November 2012 hielt nicht lang. »In nur zwei Stunden feuerte die Hamas 50 Raketen auf israelisches Gebiet«, berichteten die Medien. Raketen? Für einen Westler, der dabei an moderne Lenkwaffensysteme denkt, klingt das natürlich nach einem
bedrohlichen militärischen Angriff. Doch wenn man genauer hinsieht, erlebt man eine Überraschung. Nehmen wir zum Beispiel eine Rakete, die die palästinensische Organisation Hamas laut Medienberichten auf ein Einkaufzentrum in Tel Aviv abgefeuert haben soll.
Wobei sich bereits die Frage stellt, warum die Hamas Einkaufszentren beschießen sollte, denn das ist ohne jeden militärischen Nutzen, bringt die israelische Zivilbevölkerung gegen die Palästinenser auf und rechtfertigt nur israelische »Gegenmaßnahmen«.
Hamas-Raketen treffen praktisch nie
Doch das vorerst nur am Rande, denn die Rakete traf überhaupt nicht. Vielmehr lag sie völlig daneben. Der israelischen Polizei zufolge ist die Rakete ins Meer gestürzt. Laut der israelischen Zeitung Haaretz schlug das Geschoss »im offenen Gelände« ein. Getroffen hat es jedenfalls nicht. Und das ist nicht etwa ein Missgeschick, sondern die Raketen der Hamas treffen praktisch nie. Laut einem anderen Bericht der Haaretz vom 16. November 2012 wurden seit Beginn der Feindseligkeiten zwar »550 Raketen Richtung Israel abgefeuert«, aber nur 26 davon seien überhaupt »in bewohnten Gegenden« explodiert – also fünf Prozent. Auch das sind aber noch keine Treffer. Tatsächlich berichtete Haaretz in diesem

 
Zusammenhang auch nichts von schweren (Personen-) Schäden: »Eine Frau wurde leicht verletzt und einige Anwohner erlitten Angstattacken«. Alles in allem zählt der Bericht neben den drei Toten vom 15. November in Kiriat Malachi etwa eine Handvoll Verwundete durch die palästinensischen Geschosse auf.
Blindflug in den Himmel
Eine »magere Bilanz« für 550 Raketen. Aber da die Flugbahn der Geschosse dem Zufallsprinzip gehorcht, treffen sie fast nie, und wenn, dann fast ausschließlich Zivilisten. Tatsächlich können die im Gazastreifen selbst gebauten Raketen auch gar nichts treffen – und wenn, dann nur nach dem Lotterie-Prinzip. Die sogenannten Kassam-Geschosse zum Beispiel gleichen von der Bauart her großen Silvesterraketen. Sie fliegen völlig blind in den Himmel – ohne Zielerfassung und Steuerungssystem. Die Steuerbarkeit ist genau wie bei einer Silvesterrakete gleich null. Viele schlagen sogar im Gazastreifen selbst ein.
Der palästinensische Historiker und Archäologe Nazmi Jubeh behauptete in einem Interview mittagesschau.de vom 7. Juli 2006, dass »über 70 Prozent der so genannten Qassam-Raketen« auf palästinensischer Seite niedergegangen seien und »dort Häuser zerstört« hätten. Interessant. Das würde also heißen, dass die Kassam-Brigaden der Hamas den Gaza-Streifen selbst beschießen.

 
Von 2001 bis 2008 zum Beispiel sollen aber auch insgesamt mehr als 8600 Raketen den Süden Israels getroffen und dabei 28 Menschen getötet haben. Natürlich ist das für jedes einzelne Opfer und gegebenenfalls für dessen Hinterbliebene eine Katastrophe. Was hier jedoch interessieren muss, ist der militärische Nutzen dieses Beschusses. Und der ist gleich null – jedenfalls für die Palästinenser. Für Israel ist der militärische Nutzen dagegen groß, da er das Land propagandistisch stärkt, ohne es auch nur ansatzweise militärisch zu schwächen. Mit anderen Worten rechtfertigen und fordern die Raketen einen Angriff der Israelis heraus, ohne ihnen (militärisch) auch nur ein Härchen zu krümmen.
Und da fragt man sich, was das Ganze überhaupt soll – warum irgendwelche palästinensischen Dunkelmänner seit Jahren in irgendwelchen Werkstätten Tausende von Geschossen zusammenkleben, nur um auf der gegnerischen Seite in acht Jahren gerade mal zwei bis drei Dutzend Zivilisten zu töten. Und warum dieselben Bastler für die jüngste »Offensive« 550 Raketen bauen und abschießen, wenn derselbe Effekt (mehrere Tote und Verletzte) auch mit einer einzigen (Selbstmord-) Bombe erzielt werden kann. Und natürlich, woher eigentlich der militärische Sprengstoff TNT kommt, der nicht im Gazastreifen hergestellt werden kann.
Kriegsvorwand für Israel
Die Antwort kann nur lauten, dass es darum geht, Israel einen Kriegsvorwand zu liefern. Denn das Datum des Konflikts ist ja nicht zufällig. Bei der israelischen Regierung von Benjamin Netanjahu herrscht helle Panik. Just vor dem neuesten bewaffneten Konflikt war seine Regierung in Schwierigkeiten geraten. Im Januar 2013 sind in Israel aber bereits
Parlamentswahlen. Und genau wie der Hurrikan »Sandy« dem US-Präsidenten Barack Obama, soll nun die bewaffnete Auseinandersetzung mit den Palästinensern Netanjahu die Wahlen retten. Es gibt aber noch ein viel wichtigeres Datum. Am 29. November 2012 begehen die Vereinten Nationen den »Tag der Solidarität mit dem palästinensischen Volk«. Der Gedenktag erinnert an den Beschluss der Weltorganisation aus dem Jahr 1947, dass auf dem ehemals britischen Mandatsgebiet ein jüdischer und ein palästinensischer Staat entstehen sollen. Aus diesem Grund wollte Palästinenserpräsident Mahmud Habbas am 29. November einen neuen Vorstoß zur Aufwertung der Palästinenser unternehmen, und zwar durch die Beantragung des Beobachterstatus für Palästina bei den Vereinten Nationen.
Ein Status, den gewöhnlich nur ein eigenständiger Staat erhalten kann. Nun aber vereiteln die Raketen der Hamas das Vorhaben. Sie liefern eindrucksvollere Bilder und dicke Schlagzeilen. Auch im Hintergrund von dramatischen Korrespondentenberichten sind die Rauchfahnen äußerst schmuck. Israel macht mobil, und die Bevölkerung muss wie ein Mann hinter ihrem Ministerpräsidenten stehen. Und der Palästinenserstaat ist natürlich vom Tisch. Fragt sich eigentlich nur, warum ausgerechnet die Hamas für all das den Vorwand liefert…
 

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